HausNr: 5 / PlanNr 7

Früemesserhaus; Hiebler; Zimmermann
heute:  Obere Marktstraße 10
Sitz des Frühmessbenefiziaten bis 1763; dann Verkauf an Hans Nerb

Chronologie


Zeit Besitzer, Bewohner, Benutzer
1468
Stiftung des Benefizium durch Bierbrauer Götz Grieß






1716 -
Christoph Landtrachtinger
1728 -
Maria Kastlin, soror Primissarii
Joh. Bapt. Kastl, der im Pfarrhofe wohnte
1740 - 1742
Maria Kästlin, soluta
cognata Maria Lucia Wandlin (*1705), soluta, 18
cognatus ?? Michael Kästl, 9  (-1740)
1737 - 1738

1743
1 Magd
1744
2 Magd
1745 - 1746
Casparus Kerle, Primissarius
   Annulla Barbara 1.
1747 -
Petrus Fleischmann, Primissarius
   Anulla 2.
   1752 "cum tribus anullis"


[1775
Joh. Georg Schnabl
Franz Nerb und Margareth
1782
Thomas Nerb und maria


1796 - 1809
Alois Kolb und Elisabeth
1809
Elisabeth, vidua
1810
Georg Schiessl (*19.4.1788) und M. Anna


1833 - 1844
B. Kastl, Bauer (*15.6.1813) u. Thekla












1899]
Xaver Zimmermann (*4.2.1867 in Pichl / +14.8.1932) und Balbina Pfaller (*25.3.1871 / +ca. 1930)




Geschichte

Das Haus Nummer 5 in der Oberen Marktstraße war das Wohnhaus des Benefiziaten der Köschinger Frühmesse gewesen. Dann erkaufte man am 28. Januar 1762 mit Beihilfe des Ingolstädter Bierbrauers German Simon Höfler das Nachbaranwesen, das Weinzierlische Haus. Es war der Sitz des herzoglichen, später kurfürstlichen Kastners und war, nachdem der Pfleger seinen Wohnsitz aus dem Schloß von Kösching nach Ingolstadt verlegt hatte, funktionslos geworden. Das heutige Benefiziatenhaus (Obere Marktstraße 8) ist ein Neubau von 1957 an der Stelle des ehemaligen Kastnerhauses.

Das ältere Benefiziatenhaus war 1468 als Stiftung des Köschinger Bierbrauers Götz Grieß zum Benefizium gekommen. Seine Geschichte deckt sich seither bis 1762 mit der Benefiziumsgeschichte und soll hier nicht näher behandelt werden. Der letzte Benefiziat, der hier wohnte, war Georg Peter Fleischmann (+1769). Sein Grabstein aus rotem Marmor ist in der Kirche erhalten geblieben.

Erster Privatbesitzer war Franz Nerb. Herkunft und Übernahmebedingungen sind derzeit noch nicht bekannt. Die Nerb waren Baumeister, Bewirtschafter des Hellmannnsberges, und gegen 1776 heiratete ein Peter Nerb im Ammerbauernhof ein. Franz Nerb war Kerzlmacher (Wachszieher?), der in seinem letzten Willen vom 28. April 1778 den Hof mit Behausung, großem Würz- und Baumgarten, in welchem eine Prandstat, seiner zweiten Ehefrau Margaretha überließ. Diese übergab am 30. Mai 1778 an den Stiefsohn Thomas Nerb, wobei sie für sich und ihre ledige Schwester Maria Leithner das Wohnrecht reservierte. Die Sebastiani-Bruderschaft betrauerte den Tod des ehrbahren Franz Nerb, bürger alhier und guttheter

Thomas Nerb heiratete am 6. April des folgenden Jahres Anna Maria Sollpenckh, eine Bauerstochter aus Gaimersheim, die 300 Gulden Heiratsgut mitbrachte. Das Rechnungsbuch des Marktes von 1779 vermerkte seine Bürgeraufnahme und gab auch seine Profession mit Kerzlmacher an.

Auf Nerb, der noch um 1800 auf dem Anwesen geführt wird, folgte Georg Schießl (* 19. April 1788), belegt in der ersten Steuerliste von 1814. Schießl trug den Hausnamen Hiebler, was von der Hube abzuleiten ist. Von welcher Hube sich der Name ableitete und aus welchen Zweig der alten Köschinger Schießlsippe er kam, ist im Augenblick ungeklärt. Schießl blieb bis 1833, wechselte dann auf Haus Nr. 3 (Obere Marktstraße 6).

Der Bauer Benedikt Kastl (* 15. Juni 1813) bewirtschaftete im Anschluß den Hof. Er war mit Thekla verheiratet, vermutlich die Tochter des Vorbesitzers, denn von 1854 bis 1868 wohnte Georg Schießl wieder als Beisitzer auf Haus Nr. 5. Die Ehe des Bernhard Kastl hatte nach Angabe der Seelenverzeichnisse 8 Kinder, 5 Buben und 3 Mädchen. Um 1865 wurde vom großen Garten der nördliche Abschnitt abgetrennt und dort das Haus Nr. 5 ½ (Martinstraße 5) erbaut. 1872 übergab er an seinen Sohn Bernhard und zog auf Haus Nr. 151, das er kurz vorher, 1871, erworben hatte. Er lebte dort bei seinem Sohn Magnus Kastl bis 1884. Zur Unterscheidung notierte der Mesner Hauser beim Eintrag ins Sebastiani-Bruderschaftbuch: Kastl Bernhard, Wittwer (Hebler), Kösching, + 1884. Nach dem Brandversicherungsbuch, das 1885 angelegt wurde, bestand das Anwesen Haus Nr.5 aus Wohnhaus und Getreidescheune, die später zu einem Stadel mit Pferd- und Kuhstall umgebaut wurde. Im gleichen Zug wurde ein Schweinestall und ein Backhaus mit Remise gebaut. Mit der Rücksiedlung des alten Zimmermann um 1900 wurde ein Ausnahmshaus errichtet. Als fünftes Objekt erscheint eine Göpelhalle.

1886 verkauften Bernhard Kastl und seine Ehefrau Katharina und verließen Kösching. Das neuere Bruderschaftsbuch vermerkte Kastl Bernhard und Katharina, Wirtseheleute in Oberzell
Käufer war Josef Zimmermann (*10. März 1823). Er kam aus Pichl, wo seine Eltern einen Hof von 280 Tagwerk bewirtschafteten. Sein Vater war Xaver Zimmermann (*17. Februar 1794 + 13. März 1873 in Pichl), die Mutter hieß Maria Appel und war von Rottmannsweiler. Die Ehe kam nicht zustande. Erst 1840 heiratete Xaver Zimmermann Maria Theresia Sippel aus Oberstimm (* 28. Juli 1799, + 15. September 1873 in Pichl). Aus dieser Ehe kamen 2 Söhne und 2 Töchter. Ein Sohn wurde Tierarzt, der andere Müller. Weiteres ist zur Zeit nicht bekannt.

1865 kam die Hofübergabe an Josef, der am 7. Februar 1865 in Manching Walburga Huber aus Pleiling (* 24. Februar 1841) heiratete. Ihre Ehe hatte 6 Kinder: Xaver (*1867), der spätere Erbe, wurde Bauer, Martin (*1877) wurde Müller, war nicht verheiratet und starb 1904, Josef (*1878 +1961) war Bahnarbeiter und mit Theresia Wittmann aus Ingolstadt verheiratet, Viktoria (*1867 +1918) heiratete Josef Meier, einen Zachäsensohn aus Kösching, mit dem sie einen Bauernhof in Ingolstadt übernahm, Walburga (*1870 +1945) war mit Kaspar Liepold, Drescherbauer in Desching verheiratet, schließlich Maria (*1876), die Klosterfrau wurde und 1960 in Gaimersheim starb.

Josef Zimmermann verkaufte 1886 den Hof in Pichl und erwarb das sehr viel kleinere Anwesen in Kösching. Nach der Übergabe an den ältesten Sohn Xaver 1892 wurde eine Mühle bei Etting gekauft, die um die Jahrhundertwende niederbrannte. Baumeister Hierdegen aus Kösching baute sie wieder auf, aber wegen seiner Bauführung kam es zum Prozeß. Zimmermann verlor und mußte auf den Hof zurück nach Kösching ziehen. Hier starb er am 26. November 1911, seine Frau Walburga war ihm am 30. November 1909 vorangegangen.
Bei diesem Prozeß hatten die beiden Schwiegersöhne Kautionen gestellt. Josef Meier verlor dadurch seinen Hof in Ingolstadt, Kaspar Liepold konnte den Drescherhof gerade noch für sich retten.

1892 hatte also Xaver Zimmermann, der am 4. Februar 1867 noch in Pichl geboren worden war, übernommen. Er heiratete am 10. Mai 1892 Balbina Pfaller (* 25. März 1871), die Tochter des Sedlbauern Paulus Pfaller und der Josepha Steubl. Sie hatten 5 Söhne und 1 Tochter. Balbina Zimmermann starb um 1930, Xaver Zimmermann am 14. August 1932.

Hoferbe wurde der Sohn Xaver, der am 19. August 1930 Maria Schmidt, eine Landwirtstochter aus Bettbrunn heiratete.

Friedrich Lenhardt

Bilder

Quellen:

Brandversicherungsbuch von 1865

Sachstand: 01/2020 - Horst Laubmann
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